WIR SIND HIER
Fotografische Portraits und biografische Notizen von Frauen aus dem Deutsch – und Alphabetisierungskurs des ROM e.V. Köln
Übersetzung in Serbisch und Romanes: Ruždija SejdovićFotografie: Sead MemetiDesign: Redjep Jashari, Ruždija SejdovićKursleitung und Gestaltung: Viola BringsAssistenz: Sanela Kurtović
Das Projekt entstand im Deutsch-und Alphabetisierungskurs für Roma- Frauen im Rom e.V. Köln.
17 Frauen im Alter zwischen 19 und 65 Jahren mit unterschiedlichen Sprachkompetenzen und Deutschkenntnissen nahmen an diesem Projekt teil. Die Frauen konnten sich in einem geschützten Raum über ihr Leben, ihre Wünsche, ihre Träume austauschen und über ihre Erfahrungen sprechen.
Es ging darum, ohne Einschränkungen über das nachzudenken und zu schreiben, was für sie selbst wirklich von Bedeutung war. Ihre Gedanken hielten sie zum Teil selbst in ihrer Muttersprache schriftlich fest oder kommunizierten sie mündlich. Alle Texte wurden anschließend von den Kursteilnehmerinnen mit Hilfe ins Deutsche übertragen und von Ruždija Sejdović in Romanes und in Serbisch übersetzt.
Die hohe Motivation und die Mitteilungsbereitschaft der Frauen bei diesem Projekt waren bewundernswert. Bei Übersetzung und Klärung von Verständnisfragen halfen sie sich gegenseitig. Frauen, die nicht schreiben und lesen konnten, brauchten diese Hilfe.Bei den Interviews sprachen die Frauen sehr offen und waren interessiert daran, sich anderen mitzuteilen.Nur durch ständigen Dialog in mehreren Sprachen war es möglich, das niederzuschreiben, was die Frauen meinten. Der deutsche Text sollte sehr nah am Sprachstil der Frauen bleiben, ein komplizierter sprachlicher Prozess.
Anschließend wurden die Texte in serbischer Sprache oder in Romanes den Kursteilnehmerinnen vorgelesen. Es war sehr berührend, wie aufmerksam, anerkennend und respektvoll sie einander zuhörten. Diese Arbeit ist noch nicht abgeschlossen und ein Ziel wird sein, die eigenen biografischen Notizen zu vertiefen, zu ergänzen und auch in deutscher Sprache mitteilen zu können.
Sead Memeti fotografierte so viel und sooft, bis jede Frau sich im Foto wiedergefunden hatte.
Er sagt über seine Fotografie:
„Bei Porträts müssen weder Worte gesprochen noch Texte geschrieben werden, weil die Bilder selbst über das Profil der Person sprechen.
Schwarz und Weiß – die scheinbare Dualität von Licht und Schatten, von Klarheit und Dunkelheit. In dieser Farbperspektive findet meine Inspiration ihre Leinwand. Die Einfachheit dieser beiden Extreme lässt Raum für tiefe Emotionen, für Nuancen des Lebens der Frauen, die im Kontrast so wunderschön hervortreten.“
So ist die Ausstellung eine Zusammenschau von ausdruckstarken Portraitfotos, begleitenden biografischen Texten und zusätzlichen freien Kommentaren.
Die Ausstellung „WIR SIND HIER“ richtet den Blick ausschließlich auf die spezielle persönliche Situation der Frauen des Deutsch-und Alphabetisierungskurses. Sie sind zum großen Teil noch gering literalisiert. Sie sprechen für sich und nicht für die Community in Köln, auch wenn sich die eine oder andere Person darin wiederfinden mag.
Die Roma-Community in Köln ist vielschichtig und heterogen, was sowohl die Sozialisation, die Bildungshistorie und berufliche Ausrichtung betrifft.
Um die Vielseitigkeit und Pluralität der Roma in einem ähnlichen fotografisch – literarischen Projekt festzuhalten, bedarf es eines sehr viel weiteren Blickwinkels und wäre ein anderes spannendes Projekt.
Die Ausstellung „WIR SIND HIER“ hat mittlerweile viele Interessenten und einige Ausstellungsorte gefunden.
Viola Brings
November 2024