Das Archiv und Dokumentationszentrum des Rom e.V.

Gemeinsames Erinnern Im Stavenhof

Auf Einladung des Vereins Shahrzad e.V. — ein Verein für gehörlose Geflüchtete und Migrierte — haben wir am 10. November erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus.

Im Anschluss an einen Vortrag, in dem über die Verfolgung und Entrechtung von Juden und Jüdinnen, Sinti:zze, Rom:nja, kranken und behinderten Menschen, sowie anderen Opfergruppen informiert wurde, putzten wir die Stolpersteine, die sich an der Adresse Im Stavenhof 7 befinden.
Die Steine erinnern an die Sinti-Familie Herzberger, die 1943 von Köln nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde.

Über die Familie ist bekannt, dass das Paar Emil Herzberger und Emma Herzberger zunächst am Merheimer Platz wohnte. Ihr Schicksal ist eng mit dem der Familie Rose verbunden.

Emil war Artist und der Schwager von Johanna ‚Hanni‘ Rose. Zwei der Kinder von Johanna Rose und ihrem Mann Oswald Rose, Adolf und Gottlieb, fanden während der nationalsozialistischen Verfolgung Aufnahme bei Erwin und Emma Herzberger. Die Herzbergers wohnten zu diesem Zeitpunkt mit ihren drei Kindern, Maria, Anita und Josef im Stavenhof 7. Sie sorgten für den Unterhalt der beiden Rose-Kinder.
Deren Geschwister Hugo und die erst zwei Jahre alte Gertrud wurden in das städtische Kinderheim am Sülzgürtel 43 eingewiesen und verloren damit ihre letzten familiären Bindungen.

Am 3. und am 11. März 1943 verließen zwei Transporte die Stadt in Richtung Auschwitz.
Zu den ersten Deportierten gehörte Gertruds und Hugos Spielgefährtin Ilga Grünholz.
Unterlagen legen nahe, dass das Sülzer Kinderheim die Kölner Polizei aus eigenem Antrieb auf das „Zigeunerkind“ in seiner Obhut aufmerksam machte.

Auch Hugos und Gertruds achtjähriger Bruder Gottlieb wurde in diesen Märztagen gemeinsam mit Emma und Emil Herzberger und deren Kindern nach Auschwitz-Birkenau verschleppt.
Keiner von ihnen überlebte das Todeslager.

Emma Herzberger (JG. 1913)

Emil Herzberger (JG. 1907)

Maria Herzberger (JG. 1936)

Anita Herzberger (JG 1938)

Josef Herzberger (JG. 1940)

Sie alle wurden 1943 deportiert und in Auschwitz ermordet.



Quelle: Kapitel zu Hugo und Gertrud Rose in: Verfolgt und nicht vergessen. Geschichten hinter den Stolpersteinen von Petra Pluwatsch, Metropol Verlag 2023.